Inhaltsstoffe von Tiernahrung

Auf dem Titelfoto seht Ihr unsere Bordercollie-Mix-Hündin Blue. Gesund, energiegeladen, temperamentvoll, und das soll auch so lange wie möglich so bleiben.

Auch beim Hund gilt, Du bist, was Du isst. Frei nach der Aussage des deutschen Philosophen Ludwig Feuerbach (1804–1872). Nur leider kann sich der Hund ja meistens nicht aussuchen was er zu fressen bekommt. Ich möchte hier auch gar keine Grundsatzdiskussion über „konventionelles“ Füttern, BARFen, carnivore oder vegetarische Ernährung führen. Mit allen Methoden kann man mit Sicherheit alles richtig, aber auch vieles falsch machen.

Ich möchte hier nur mal einen Blick auf das werfen, was nicht in den Hundenapf soll.

Ein Blick, auf das, mit dem sich die nächsten Verwandten der Hunde, nämlich die Wölfe ernähren, gibt hierzu einige Hinweise. Wölfe ernähren sich durchaus zum größten Teil von rohem Fleisch.

Von seinen Beutetieren frisst der Wolf nahezu alle Körperteile, die Knochen, das Fell, die Innereien, sowie den vorverdauten Mageninhalt. In Europa zählen wohl Reh, Wildschwein, Hirsch und Ren zu seiner bevorzugten Beute. Dabei ist er nicht wählerisch, und gibt sich auch mit Maus, Lurch, Kriechtier, Käfer, Insekt und Ass zufrieden. Die Nahrung wird ergänzt durch Beeren, Sämereien und Wurzeln. Die Angaben schwanken in der Literatur zwischen 2 und 4 kg Nahrung pro Tag.

Kohlehydrate und Stärke kann der Wolf nahezu nicht verstoffwechseln. Das ist nach Frau Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen einer der größten genetischen Unterschiede zwischen Wolf und Hund.

Die Domestizierung des Wolfes zum Hund ging mit einer Umstellung auf stärkehaltige Nahrung einher. Wahrscheinlich in der Zeit, als der Mensch ebenfalls vermehrt begann , sich selbst von Getreide zu ernähren und Getreide anzubauen. Allerdings gelingt die Umwandlung vom Kohlehydraten zu Energie dem Hund bei weitem nicht so gut wie dem Menschen, dem schon Enzyme im Speichel helfen, Getreide zu verstoffwechseln.

Wenn man nun auf die Zusammensetzung von „Alleinfuttermittel“ für Hunde schaut, dann findet man meist zwischen 60% und 90% Getreide und weitere pflanzliche Nebenprodukte.

Auf dem ähnlich zusammengesetzten Trockenfutter des gleichen Herstellers für den gleichen Discounter prangte bis vor ein paar Jahren noch das Testurteil „sehr gut“ der Stiftung Warentest. Dieses Prädikat ist auf Wunsch von Aldi durch den Hersteller entfernt worden, das Futter hat sich nicht geändert.


Die Angabe der analytischen Bestandteile dieser Dose eines süddeutschen Discounters gibt ein wenig Aufschluß:


Hierbei wird die 1860 entwickelte Weender Futtermittelanalyse angewendet, eine relativ einfache Analyse, die nur den Inhalt aber nicht die Herkunft der Inhaltsstoffe angeben kann:


Rohprotein 7,5% = 75 g/kg                                   

Das sind alle stickstoffhaltigen Verbindungen im Futter, also der Nährstoff Eiweiss, das sind alle Aminosäuren im  Futter.                                                             

 Zum Vergleich: Der Proteinanteil im Muskelfleich beträgt 20% der einer Haferflocke ca. 12%. Das Protein liefert zusammen mit dem Fett die wesentliche Form der Energie für den Hund. Dieses Futter ist also eher energierarm. Leider gibt es keinen Hinweis auf die Herkunft der Proteine, es kann sich um gemahlene Hühnerfedern, oder um ein Steak handeln. Die Aminosäuren sollten möglichst vielseitig sein, und deshalb aus unterschiedlichen Quellen stammen. Viele Zweikomponentenfutter wie Kartoffel/Lamm o.ä. sind als Dauerfutter zu einseitig, da trotz hohem Proteingehalt wichtige Aminosäuren fehlen können.

Rohfett 4,5% = 45 g/kg

Mithilfe von Kohlenwasserstoffen wird das Fett tierischen und pflanzlichen Ursprunges aus der Futterprobe gelöst. Der Fettgehalt von einem Stück Muskelfleisch liegt bei 4%, der von Grünem Pansen bei 5%. Der Fettgehalt an sich ist in Ordnung, aber leider weist das Etikett keinen Fettlieferanten auf. Es könnte ohne weiteres auch aus raffineriertem Frittenfett oder minderwertigen Schlachtabfällen stammen. Hochwertige Fettsäuren sind wichtig, da sie der Hund nicht selber herstellen kann. Auch sind viele Vitamine nur fettlöslich. Wie beim Menschen sollte der Anteil ungesättigter Fettsäuren möglichst hoch sein.

Rohasche 2,5% = 25 g/kg

Die Futterprobe verweilt in einen 550°C heißen Ofen. Alle organischen Bestandteile verbrennen, was übrig bleibt, ist die Rohasche. Die besteht aus den mineralischen Bestandteilen und Sand. Enthalten sein soll unter anderem in vernünftiger Dosierung: Kalzium, Phosphor, Magnesium, Kalium, Natrium, sowie Eisen, Kupfer, Zink, Mangan und Jod. Mehr als 4% weisen eher auf minderwertiges Futter hin, aber ob die 2,5%, die enthalten sind eine vernünftige Menge der wichtigen Mineralien enthält ist schleierhaft.

Rohfaser 0,5% = 5 g/kg

Cellulose ( eine Futtermittelprobe wird mit Säuren und Laugen aufgelöst, was übrig bleibt ist die Cellulose, die wirkt als Ballaststoff. 0,5-1% ist gut für aktive Hunde, 1-3% besser für Couch-Potatos oder zur diätischen Ernährung. Eine übliche Rohfaserquelle sind zum Beispiel Rübenschnitzel. Die sind aber leider ein zuckerhaltiges Abfallprodukt aus der Zuckerraffinerie. Die Herkunft des Rohfaseranteils dieses Produktes läst sich durch die unklare Angabe der Zusammensetzung nicht klären.


Feuchtigkeit 80,0% = 800 g/kgWasser.

Bekommt man auch aus der Leitung oder aus der Pfütze, und muss man eigentlich nicht in Dosen packen.


Kohlehydrate:

Die interessanteste Angabe kann man sich jetzt zum Glück aber doch selber errechnen. Die Analyse nach Weender hat den Vorteil dass die Inhaltsstoffe zusammen 100% ergeben. Rohprotein + Rohfett + Rohasche + Rohfaser + Wasser + NfE = 100%. Das NfE beinhaltet alle stickstofffreien Inhaltsstoffe und wird rechnerisch ermittelt. Darin enthalten sind leicht lösliche Kohlehydrate, wie Zucker und lösliche pflanzliche Zellsubstanzen wie das Lignin. Zählen wir die Inhaltsstoffe dieses Alleinfuttermittels zusammen, so bleiben 5% übrig, der NfE-Anteil beträgt somit 5%. So kann es bis zu 50 g Zucker enthalten.


Zur Zusammensetzung des untersuchten Alleinfuttermittels:


Eigentlich müssen die Angaben ihrem Anteil entsprechend von viel nach wenig gemacht werden. Da man Getreide und Bäckereierzeugnisse getrennt angegeben hat, und ja Bäckereierzeugnisse überwiegend aus Getreide bestehen, ist doch wesentlich mehr Getreide aus Fleisch enthalten, insbesondere da man Fleisch und tierische Nebenprodukte elegant zusammengefasst hat, und damit der echte Fleischanteil weiter sinkt. Ein anderer häufig angewendeter Trick ist, dass man erst Fleisch angibt, und dann fünf verschiedene Getreidesorten einzeln benennt (Fleisch, Weizen, Mais, Reis, Gerste, Hirse), und damit der Fleischanteil wieder wesentlich kleiner ist als der Getreideanteil. Die Produzenten streben nicht deshalb einen hohen Weizenanteil im Futter an , weil es gesund für den Hund ist, sondern weil es auf dem Weltmarkt mit 150€ / Tonne das billigste Lebensmittel überhaupt ist. Der Preis gilt aber nur nur für Lebensmittelqualität.


Fleisch:

Wichtigster Inhaltsstoff, noch beruhigender, wenn es genauer spezifiziert wird, z.B.: Muskelfleisch vom Rind. Immer genau lesen, was draufsteht, denn man darf sein Futter beispielsweise TYP RIND nennen, wenn es mindestens 4% Rind enthält. Das gilt auch bei Nahrung für den menschlichen Verzehr, so muss Gänseleberpastete lediglich 4% Gänseleber enthalten. Man wird kaum eine finden, die mehr enthält!

Fleischmehl / Tiermehl:

Generell ist echtes Fleisch natürlich viel zu schade um es zu zermahlen. Tiermehl wir aus Kadavern erkrankter und verendeter Tiere aus der Tierkörperverwertung unter Zuhilfenahme von Schlachtabfällen und weiteren Nebenprodukten mittels mechanischer und chemischer Verfahren produziert. Rückstände von Medikamenten, Hormonen und Narkotika können nachweisbar sein. Eine Verfütterung an Nutztieren ist nach wie vor verboten. Tiermehl darf und wird auf unbestellten Ackerflächen als Dünger ausgebracht, muß am selben Tag in den Boden eingearbeitet werden. Nutztiere dürfen die Fläche 21 Tage nicht betreten, aber der Hund darf's fressen!

Tierische Nebenerzeugnisse:

Da wird’s noch ekliger. Das ist das sogenannte „Kategorie 3 Material“, dazu gehören: Küchen- und Speiseabfälle, tierische Lebensmittel, die nicht mehr zum menschlichen Verzehr geeignet sind, Milch, Blut, kaputte Eier, Schalen, Knochen, Hörner, Häute, Borsten, Federn, Schnäbel, Hufe, Kot, Gülle, überlagertes Fleisch... . Ein Hund frisst auch mal eine tote Maus, oder kaut genüsslich an einem dampfenden Pferdeapfel, beides tierische Nebenprodukte. Das wird ihm auch nicht schaden, aber ich muss das nicht in Dosen gefüllt kaufen.

Getreide:

Wie wir oben gelesen haben, hat die Evolution immerhin dafür gesorgt, dass der Hund in der Lage ist Getreide zu verstoffwechseln. Ich glaube trotzdem nicht, dass hohe Getreideanteile für den Hund bekömmlich sind. Getreide wird langsamer verdaut als Fleisch, ist energieärmer und es wird deshalb ein größeres Nahrungsvolumen benötigt, das auch zu einer größeren Kotmenge führt. Gerade bei großen Hunderassen kann das zu Komplikationen führen (Magendrehung...). Eine Beobachtung, die ich immer wieder mache ist, dass Hunde, die einen hohen Getreideanteil im Futter haben, aus dem Fell heraus stinken, wie ein nasser Putzlappen.

Pflanzliche Nebenerzeugnisse:

Zu den „leckersten“ Nebenerzeugnissen zählen: Erdnussschalen, aber auch Tiereinstreu samt Kot und Urin zählen zu den pflanzlichen Nebenprodukten zählen dazu, und dürfen Verwendung finden. Die oben bereits erwähnten Rübentrockenschnitzel oder Rübenmelasseschnitzel, der Abfall aus der Zuckerherstellung lassen sich auf diese Weise kostenpflichtig (für den Kunden) entsorgen und schaden dabei noch dem Hund.


Bäckereierzeugnisse:

Wie alle anderen „Erzeugnisse“ in dieser Aufstellung müssten sie eigentlich Abfälle heißen. Im günstigsten Fall zählt zu den Bäckereierzeugnissen Nudelbruch aus laufender Produktion. Angesichts unseres Überangebotes an Nahrung bleibt ja auch die Spaghetipackung im Regal liegen, falls sich drei abgebrochene Nudeln in der Verpackung zeigen. Aber auch Brot- und Kuchenrückläufer, Backreste etc. mit all den Konservierungsmitteln (Sorbinsäure...), Farbstoffen und natürlich Zucker können enthalten sein.


Zucker:

Zucker hat im Hundefutter gar nichts verloren, wird aber trotzdem zugesetzt. Zucker ist aber auch enthalten, und muß nicht extra ausgewiesen werden, wenn er z. B. durch die Rübenschnitzel ins Futter kommt, oder eben durch die Bäckereierzeugnisse bereits enthalten ist.


Als weiterführende Grusellektüre empfehle ich das „Schwarzbuch Tierfutter – Katzen würden Mäuse kaufen“ von Dr. phil. Hans-Ulrich Grimm. „Dr. Watson“ Grimm hat auch einige Abscheulichkeiten über unsere Human-Lebensmittelindustrie geschrieben – manchmal etwas überspitzt aber durchaus lesenswert. Auf seiner Homepage http://www.food-detektiv.de finden sich viele nützliche Hinweise.


Auffallend ist dabei die durchgehende Verquickung der Lebensmittelindustrie mit der Tierfutterindustrie. Einer der größtern Lebensmittelkonzerne ist die Mars Inc. (ca. 30 Mrd $ Umsatz). Sie lebt nicht nur von Milky-Way, M&Ms, Uncle Bens und Miracoli. Zur deutsch Tochter Mars Deutschland gehören auch Pedigree, Whiskas, Sheba, Kitekat, Frolic, Cesar, Chappi, Perfect Fit, Catsan und Trill. An den Standorten Verden und Minden werden jährlich etwas 300.000 Tonnen Tierfutter produziert.


Also schaut bitte ein wenig auf das was Ihr esst und auf das was Ihr füttert!


Alexander Chrtek, im August 2015